Ein antiker Trugschluss?

Unsere westliche Astrologie nahm ihren Anfang im vorderen Orient, etwa im Bereich des 33.-35. Breitengrades. Hier beträgt das Häufigkeitsverhältnis zwischen den Aszendentenstellungen in Waage und Widder nur noch 145:80 statt 167:56 auf dem 50. Breitengrad (s. Das Versagen des Aszendenten), also 1,8:1 gegenüber 3:1. Die Ac-Stellung beschreibt ja, vereinfacht ausgedrückt, den sich aus den Reaktions- und Verhaltensweisen eines Menschen ergebenden Eindruck, den er auf seine Mitmenschen macht. Sie charakterisiert seinen spontanen Umgang mit der Welt, wie er von den Anderen wahrgenommen wird. Damit fallen aber auf dem 33. Breitengrad Widersprüche zwischen seiner realen Erscheinung und dem Ac deutlich seltener auf. Denn Ac und AÄ stehen zum Beispiel in Bagdad (33,3° N) in 70,2% der Zeit im gleichen Zeichen. In Frankfurt (50,1° N) gilt dies nur noch für 40% der Zeit, in Trondheim/Norwegen (63,4° N) sind es schließlich nur noch 25,7%. .

Die Berücksichtigung des Aszendenten führt also in Bagdad, auf der Breite, der unsere Astrologie entstammt, nur in 30% der Fälle in die Irre. Sollte, wie es neue Forschungsergebnisse vermuten lassen, die "Wiege der Astrologie" eher in Ägypten zu suchen sein, wären die Abweichungen der Zeichenstellungen noch seltener: Diskrepanzen zwischen Ac und AÄ liegen schon in Nordägypten nur in gut 25% der Fälle vor. Das muss nicht stark auffallen, da die Astrologie neben Genen und Umwelt nur einer von drei Persönlichkeitsprägenden Faktoren ist. In Frankfurt dagegen liegt der Fehleranteil bereits bei 60% und in Trondheim schließlich bei gut 74%. Und das fällt bei den betroffenen Konstellationen mit deutlich von 90° abweichenden Winkelabständen zwischen Ac und MC sehr wohl auf.

  

Wie war und ist es nun möglich, dass Dutzende von Astrologengenerationen das häufige „Versagen des Aszendenten“ nicht bemerkten und auch heute offenbar nicht bemerken oder aber ignorieren?

Wenn vor zwei- oder dreitausend Jahren nach dunkler Nacht die Sonne strahlend aufging, hatte das für die Menschen jener Zeit eine andere, höhere Bedeutung als es für uns hat, die wir jeden Abend völlig sicher sind, dass uns die Sonne morgen wieder scheinen wird. Der Sonnenaufgang erfolgt ja gleichzeitig mit dem Aufgang des dort befindlichen Punktes des Tierzeichenkreises. Die Wichtigkeit der Sonne für ihr Leben ließ nun die Menschen auch dem Erscheinen der Ekliptikanteile am Osthorizont eine besondere Bedeutung unterstellen. Die positiven Gefühle, die der Sonnenaufgang auslöste, provozierten eine emotional bedingte Übertragung seiner Bedeutung auf das jeweils aufgehende Tierkreiszeichen.

Ein solcher Zusammenhang mit dem Ac wurde durch erkennbare Wirkungen überwiegend scheinbar bestätigt. Diese entstanden aber nicht durch den Ac, sondern durch das in diesen Breiten ja in etwa 70% aller Fälle (s.o.) im gleichen Zeichen stehende AÄ.

Ein handelte sich also um einen emotional begründeten Denkfehler und eine ebenso begründete Einschränkung der Kritikfähigkeit, die den Ac zu einem bis heute wichtigen Bestandteil der Astrologie machte. Seine Bedeutung wurde nie ernsthaft hinterfragt, weil auch die Menschen späterer Jahrhunderte mehrheitlich vom Sonnenaufgang emotional berührt wurden und es auch heute noch werden. Aber die über den Horizont aufsteigende Sonne hat mit einer astrologischen Bedeutung eines gerade am Horizont stehenden Tierkreiszeichens nichts zu tun.

Es ergibt sich die Hypothese:

Der Aszendent ist irrelevant. Die ihm zugewiesene Bedeutung beruht auf einem antiken Trugschluss.

Dieser dringende Verdacht kann durch vergleichende Untersuchungen zwischen den Feldersystemen nach Placidus bzw. Koch und den MC-Feldern mit Vehlow’scher Einteilung untermauert oder widerlegt werden.

 

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      Der Autor dieser Seite:

      Bernt Hunze

 

    Seine astrologisch

    darstellbare

    Persönlichkeitsstruktur:


          Heliozentrisch:

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