25./26. Juli 1894

 

Sarajevo 1914 und die „Schöne neue Welt“

Gavrilo Princip und Aldous Huxley

 

Am 25.7.1894 wurde Obljaj/Bosnien Gavrilo Princip geboren, ein bosnisch-serbischer Unabhängigkeitskämpfer, dessen tödliches Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie in Sarajevo am 28. Juni 1914 der Anlass für den Ersten Weltkrieg war.

 

Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, wurde Princip als Gymnasiast Mitglied einer nationalistischen Schüler- und Studentenbewegung, die für die Unabhängigkeit Bosniens kämpfte. Von einer Widerstandsorganisation war er als Mitglied abgelehnt worden, da er mit seiner Schmächtigkeit körperlich nicht stark genug erschien.

 

Aldous Huxley, *26.7.1894 in Godalming/England, wurde bereits im Alter von 21 Jahren freier Schriftsteller. Besondere Bekanntheit erlangte er mit seinem Roman Schöne neue Welt, dessen Thema die Inhumanität einer zukünftigen totalitären Gesellschaft ist, die Degradierung des Menschen zu einer manipulierten, gleichgeschalteten funktionalen Marionette. Auch in anderen Werken setzte sich Huxley sehr kritisch mit gesellschaftlichen Zuständen auseinander.


Ab Ende der dreißiger Jahre erfolgte ein Wandel vom analytischen Realitätsbeobachter mit satirischer Note zu einer Art Mystiker. Beeinflusst vom Buddhismus und parallel dazu von den totalitären politischen Entwicklungen, in denen sich Teile seiner düsterenVisionen bestätigten, beschäftigte er sich mit Parapsychologie und einer hintergründigen Realität, die sich der Wahrnehmung durch unsere fünf Sinne entzieht.


Ab 1953 nahm er wiederholt an Versuchen zur Erforschung der Wirkung von Meskalin teil. Die erlebten halluzinatorischen Effekte fasste er als Ausdruck einer Bewusstseinserweiterung auf, die den Zugang zu einer anderen Ebene der Wirklichkeit ermöglicht. 1960 mit der Diagnose Kehlkopfkrebs konfrontiert, schrieb er danach als letztes Werk den utopischen Roman Island, einen positiven Gegenentwurf zu seiner Brave New World.

Aldous Huxley, *26.7.1894 gegen 1 Uhr GMT in Godalming (0°37' O, 51°11' N)

Oben topozentrisch, unten heliozentrisch

 

Hinsichtlich der im Folgenden erörterten Faktoren ist die dargestellten Konstellation Huxleys mit der Princips praktisch identisch. Es bestehen nur Unterschiede in der Genauigkeit besonders der heliozentrischen Aspekte.

 

Princips Geburtszeit ist nicht überliefert. Ohne Berücksichtigung der daher nicht verwertbaren möglichen Mondaspekte und Felderstellungen existiert bei ihm topozentrisch mit Mars Opposition Saturn nur ein exakter Hauptaspekt, während die übrigen vier Hauptaspekte sehr ungenau sind. Damit erlangt die in sich potentiell stark wi­dersprüchliche Themenkombination von spontanen, subjektiven Handlungsintentionen mit Ordnung/Regeln/Normen/Grenzen eine hohe Bedeutung. Weiter gesteigert wird sie durch die Stellung des Mars in seinem Domizil Widder. Die Wahrnehmung des Gegensatzes zwischen individuellem Willen und Begrenzungen und Beschränkungen, die seine Verwirklichung behindern, ist insgesamt also stark intensiviert.

 

Die heliozentrische Struktur, auf die ich gleich bei Huxley eingehen werde, thematisiert hier überpersönliche, kollektive Zusammenhänge. Die Kombination beider Einflussebenen kann die Projektion empfundener Zwänge und Widerstände in die Außenwelt erleichtern. Die Ablehnung als Widerstandskämpfer, als Tschetnik, intensiv als saturnale Begrenzung des marsischen Handlungswillens wahrgenommen, provozierte so ein jetzt erst recht (Mars, der Saturn, die Begrenzung, unbedingt überwinden will). Bildlich gesprochen, blieb das Ventil eines Dampfdrucktopfs geschlossen, und das persönliche Frustrationserlebnis erhöhte den Druck seines kochenden Inhalts weiter.

 

Möglicher Ausdruck eines Mars-Saturn-Gegensatzes ist eine so genannte „aggressive Hemmung“. Sie wurde hier durch die Ablehnung als Widerstandskämpfer ein aktuelles Thema. Die Handlungsdynamik, die „Aggression“, war konkret in ihrer Entfaltung behindert worden. Da ihre Energie schwerlich an den Tschetniks als Gleichgesinnten abreagiert werden konnte, wurde sie umgelenkt. Nicht die persönlichen Lebensumstände und -hindernisse wurden nun „marsisch bekämpft“, sondern die gestaute Aktivitätsenergie richtete sich gegen die Verursacher der kollektiven Verhältnisse. So wurden die österreichisch-ungarischen Machthaber erst recht zum Feindbild, zu Inkarnationen der Unterdrückung, da sie auch als Projektionsfläche einer eigentlich ganz persönlichen Problematik dienten. Das Attentat war deren Manifestation: Das geschlossene Ventil hielt dem entstandenen Druck nicht mehr stand - Mars wurde stärker als Saturn, und Princip schoss. Damit wollte er sich und der Welt beweisen, dass er vielleicht schmächtig, aber ganz sicher nicht schwach war. Franz Ferdinand und Sophie waren Mittel zu diesem Zweck. Hätten die Tschetniks ihn in ihre Organisation aufgenommen, wäre Princip kaum zum Attentäter geworden. Sein PA Mars hätte seine Energie in anderen Princip übertragenen Aufgaben abreagieren können.

 

Huxley verübte kein Attentat oder andere Gewalttätigkeiten, obwohl auch bei ihm dieser Mars-Saturn-Bezug vorlag, und zwar in noch stärkerer Form: Die Opposition war bei seiner Geburt auf 0,12° exakt. Sozialisationseinflüsse und Erbanlagen ermöglichten es ihm offensichtlich, direkt die Möglichkeiten der heliozentrischen Struktur zu nutzen und entstehende Aggressionen sublimierend in eine intellektuelle Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Verhältnissen und ihrer Entwicklung umzuleiten. Princip schoss 1914, während sich Huxley 1915 oder 1916, weniger als zwei Jahre später, zum Schriftsteller erklärte.

 

Die für H.'s Entwicklung förderlichen heliozentrischen Thematisierungen bestanden in

 

- Merkur Quadrat Uranus (exakt), entsprechend der Kombination von Intellekt mit Unkonventionalität; Resultat war ein flexibles Denken, das ungewöhnliche Einfälle und die Gewinnung überraschender Sichtweisen förderte;

 

- Venus Opposition Uranus, entsprechend harmonisierendem Ausgleich/Unkonven­tio­nalität; zusammen mit dem Merkur-Venus-Quadrat eröffnete sich die Möglichkeit der „Ästhetisierung (Venus) überraschender (Uranus) Gedankengänge (Merkur)“, konkret: der Umsetzung revolutionärer oder „schräger“ Einfälle in gut lesbare sprachliche Produkte.

 

- Mars Konjunktion Orcus (exakt), entsprechend der Infragestellung und Wandlung des spontanen Handlungsantriebs; entstehende Aggressionen werden nicht einfach hingenommen, sondern hinterfragt und können gewandelt, nicht mehr direkt erkennbar, zum Ausdruck kommen.

 

Da derartig exakte Aspekte immer wirksam sind, hat auch Princip diesen Teil der Konstellation genutzt. Sein Ergebnis der Hinterfragung war aber, dass Österreich „an Allem schuld ist“, also auch an seinen Aggressionsempfindungen. Die Wandlung bestand in der Art der Aggressionsmanifestation: Das Attentat wurde und wird als politisch motiviert verstanden. Der ganz persönliche Hintergrund bleibt der Mit- und Nachwelt verborgen. Er wird durch die „Metamorphose ins Überpersönliche“ larviert.

 

Nun wandelte sich Huxley in den 30er Jahren vom kritischen Realisten zu einem „Metaphysiker“, beschäftigte sich mit den Grenzen des Bewusstseins und ihrer Überschreitung. Eine astrologische Basis dafür bildeten die heliozentrischen Trigone Merkurs zur Neptun-Pluto-Konjunktion, kombiniert mit einem fast isolierten Saturn, der nur ein sehr exaktes Eineinhalbquadrat zu Pluto aufweist.

 

Der Einfluss des PA Saturn verändert sich bei den meisten Menschen im Laufe des Lebens. Die endgültige Haltung zu Ordnung, Normen und Regeln wird oft erst nach der Lebensmitte ausgebildet. In Verbindung mit der intellektuellen Auseinandersetzung (Merkur) mit kollektiven Strömungen (Neptun) und verborgenen möglichen Wahrheiten unter den sichtbaren Oberflächen (Pluto) suchte Huxley nach einer metaphysischen Basis, nach einer „Heilslehre“, die die Menschen zu sozialem und humanem Verhalten hätte veranlassen können. Er suchte nach etwas, das soziales, gesellschaftliches Verantwortungsgefühl erzeugen und damit eine stabile Grundlage (Saturn) für die kollektive menschliche Zukunft sein konnte. Es handelte sich also um die kombinierte Thematisierung von Hinterfragung des Status quo (Pluto) mit gesellschaftlicher Struktur und Organisation (Pluto Eineinhalbquadrat Saturn) und damit um eine Variante der Thematik seiner Schönen neuen Welt.

 

Die Meskalinexperimente schließlich konnten ebenfalls durch diese Merkuraspekte provoziert werden. Sie entsprachen allerdings einer Beschäftigung mit den Möglichkeiten eines psychischen Ausstiegs aus der Realität und stehen damit in krassem Gegensatz zu den Be­strebungen des PA Saturn, der sich stets konsequent an der konkreten Realität orientiert. Merkur aber, der Intellekt, wandte sich unter Neptun- und Plutoeinfluss dem Irrationalen zu.

 

Die von Huxley wahrgenommene und vergrößert als drohender Normalzustand der Zukunft dargestellte Unterdrückung des Menschen empfand auch Princip in der serbischen Gegenwart von 1914, verursacht durch die k.u.k. Monarchie. Huxley setzte sich intellektuell mit der Thematik auseinander, um vielleicht die Entwicklung zu beeinflussen, Princip handelte, um die Gegenwart zu verändern. Es waren zwei ganz unterschiedliche Verhaltensweisen, die aber eindeutig mit den genannten Teilen ihrer sehr ähnlichen Persönlichkeitsstrukturen korrelieren.

 

 

Ebenfalls am 26.7.1894 wurde in Clermont-Ferrand Georges-Henri Pingusson geboren, ein französischer Architekt und Stadtplaner. Unter anderem war er für Wiederaufbau und Neuordnung Saarbrückens und einiger lothringischer Städte nach dem zweiten Weltkrieg verantwortlich. Stilistisch zunächst traditionell-konservativ, vollzog er in den 30er Jahren eine recht radikale Kehrtwendung zur Moderne, in dem Zeitraum also, in dem sich auch Huxleys Weltsicht veränderte. Eine Auseinandersetzung mit dem Widerspruch zwischen dem Überlieferten, Gegebenen und anderen, neuen Möglichkeiten ist auch hier zu erkennen, wenn sich das bei Huxley und Princip auch ganz anders auswirkte.

 

Noch zwei weitere in diesen Tagen geborene Personen sind in Wikipedia zu finden:

 

Hans Kmoch, *25.7. in Wien, war ein österreichischer Schachspieler, Schachjournalist und Autor mehrerer Bücher zum Thema Schach. Mit einer Jüdin verheiratet, emigrierte er 1939 in die USA. Ab 1951 war er als internationaler Schach-Schiedsrichter tätig. Schach wie auch die Schiedsrichterfunktion entsprechen Ordnung, Regeln und Systematik, also Saturn, das Schriftstellerische ist mit Merkur korreliert, und die Emigration war eine Konsequenz aus der geistigen Auseinandersetzung (Merkur) mit der gesellschaftlichen Entwicklung und dem in ihr potentiell Verborgenen, der Thematik Plutos entsprechend.

 

Walter Brennan, *25.7. in Swampscott/Massachusetts, war ein amerikanischer Schauspieler, der als bisher einziger dreimal mit dem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet wurde. Politisch konservativ (Saturn) engagiert, zeigte er aber mit den von ihm übernommenen Rollen eine fast extreme Vielseitigkeit (Merkur +Uranus). Ob diese als Variante der widersprüchlichen Anlagen im Sinne ihrer „Versöhnung“ aufzufassen ist, ist aber fraglich. Denn eine seiner bedeutendsten Rollen war 1940 die des selbsternannten Friedensrichters Roy Bean, einer historischen Figur, in Der Westener. Eigentlich gerecht, kam dem Richter diese Eigenschaft regelmäßig abhanden, wenn es um die Interessen von Freunden ging - er entschied stets zu ihren Gunsten. Der Untergang der Gerechtigkeit in subjektiver Willkür kann durchaus einer Durchsetzung des völlig subjektiven Mars gegen den gesellschaftlich-normativ geprägten, dem Gesetz analogen Saturn entsprechen, wenn das hier auch dem Vorteil anderer diente. Der Widerspruch Mars-Saturn wie auch der zwischen Saturn und Uranus ist in dieser Rolle enthalten.

 

Zwischen den Persönlichkeitsstrukturen von Schauspielern und ihren gewählten Rollen sowie der Qualität ihrer darin gezeigten Leistungen bestehen nachweislich eindeutige Korrelationen. Das ist hier aber nicht das Thema.


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      Der Autor dieser Seite:

      Bernt Hunze

 

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